Den Krieg übersteht die Stadt ohne nennenswerte Zerstörungen. Nach der kurzen Besetzung durch amerikanische Truppen kommt Sömmerda zur sowjetischen Besatzungszone. Die Rüstungsindustrie wird enteignet. Selkado wird in der Folge als Rüstungsbetrieb demontiert, die wesentlichen Gebäude gesprengt. In den übriggebliebenen Gebäuden wird für einige Jahre das Lehrdorf der Volkssolidarität und in einem Neubau ein Lehrerbildungsinstitut eingerichtet. Später wird das Gelände vom Betriebsteil Sömmerda des Wohnungsbaukombinates Erfurt übernommen, heute Sömmerdaer Bauunion. Aus dem Selkado-Verwaltungsgebäude wird die Erweiterte Oberschule/Gymnasium.
mehr
Die Rheinmetall, teilweise demontiert, entgeht der Sprengung durch Übernahme in die sowj. Aktiengesellschaft (SAG) ,AWTOWELO" (1946-1952). Das Werk produziert wieder Büromaschinen und für einige Jahre in Großserie luftgekühlte Zweitaktmotore für Mopeds, Bohrhämmer für den Bergbau sowie Fotoapparate. 1949 zerstört ein Großfeuer in der Ziegelei große Teile des Hermann-Werks, das in der Folgezeit wieder aufgebaut wird.
1952 wird Sömmerda, das 13.000 Einwohner zählt, durch eine Verwaltungsreform in der DDR zur Kreisstadt. Die Kreisverwaltung bezieht das ehemalige Ledigenheim in der Bahnhofstraße, das später mit einem Erweiterungsbau versehen wird. Es ist auch heute noch das Hauptgebäude des Landratsamtes. Weitere Ämter finden in verschiedenen Gebäuden in der Stadt ihren Platz. Das Gebäude des ehemaligen Konsum in der Bahnhofstraße, wie das Ledigenheim von Rheinmetall erbaut, ist in den ersten Nachkriegsjahren Sitz der sowjetischen Kommandantur und wird dann von der Polizei bezogen, heute Polizeiinspektion Sömmerda.
Erste neue Wohnungen entstehen im Bereich der Schillerstraße, der Friedrich-Engels-Straße (heute Prof. Semmelweis-Straße) sowie später der Friedrich-Ebert-Straße. Die Pestalozzi-Schule an der Fichtestraße wird gebaut.
In Verbindung mit der Bodenreform 1946/47 werden für die "Neubauern" sogenannte Neubauernhäuser auf den Flächen der heutigen Wohngebiete Thomas-Müntzer-Straße und Salzmannstraße errichtet. Eine bauliche Zierde für die Stadt sind sie nie gewesen. So schnell wie sie entstanden sind, verschwanden sie auch wieder aus dem Stadtbild, da die Neubauernwirtschaften in den LPG'n aufgingen. Auf dem Gelände des ehemaligen Gutes Weißenburg, dessen schönes, burgähnliches Gutshaus leider zur Baustoffgewinnung abgerissen wurde, sind noch einige damals entstandene Neubauernhäuser zu sehen.
Mit dem Ansteigen der Belegschaft des Büromaschinenwerkes bis auf 13.000 Beschäftigte wird auch der Wohnungsbau weitergeführt. Als erstes neues großes Wohngebiet entsteht ab 1957 der Stadtteil Neue Zeit. Die Flächen südlich der Frohndorfer Straße bis zur Straße nach Rohrborn waren schon in den 30er Jahren für die Erweiterung der Stadt in die Planung einbezogen worden. Es folgen später als weitere Wohngebiete Thomas-Müntzer-Straße, Salzmannstraße, Offenhain, sowie einige kleinere Standorte, mit denen die letzten Lücken innerhalb der Stadt geschlossen werden. Komplettiert werden die Wohngebiete durch mehrere Schulen und Kindereinrichtungen sowie einige Kaufhallen. Versorgungs- und Dienstleistungseinrichtungen fehlen weitgehend. Mit der "Rekonstruktion" der Innenstadt im Umfeld des Marktplatzes, bei der die für Sömmerda typischen Häuser der Marktsüdseite und die südliche Seite der Marktstraße abgerissen und durch Großbauten ersetzt werden, entstehen auch eine Reihe neuer Geschäfte. Durch einen zentralen Dienstleistungsbetieb versucht man die gröbsten Lücken im Angebot zu schließen.